Trauerort

Trauerort Einladung

Ich nahm teil am offenen Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung eines multikulturellen Trauerortes im Außenbereich der Berger Kirche für das PSZ - psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf.

Das PSZ will für seine KlientInnen und für andere Zuwanderer einen "Trauerort" schaffen - einen Ort für diejenigen,die nicht zu den Gräbern ihrer Angehörigen gehen können.

Vom 1.11. bis 17.11.2009  fand in der Berger Kirche,Berger Str.18,eine Ausstellung einer Auswahl der 52 eingereichten Entwürfe statt.

Anfang 2011 erschien eine Broschüre mit allen Entwürfen.


Trauerort 1Trauerort 2Trauerort 3
Trauerort 1Trauerort 2Trauerort 3

Mein Entwurf:

A. Prämisse:

Voranstellen möchte ich,dass mir zu Beginn des Entwurfes keine genauen Angaben über die Grundfläche vorlagen,so daß der Grundriß meines Entwurfes etwas ungenau wiedergegeben ist.

Mein Entwurf enthält ein paar Variationsmöglichkeiten (zur Kostenreduzierung und zur Materialwahl (V)).

In meiner Konzeption in Teil B.7 habe ich mich für die material- und damit kostenmässig aufwendigste Variante entschieden (die entsprechenden Varianten werden in Klammern dahinter beschrieben).

Bei der Kostenkalkulation in Teil C ging ich von der kostengünstigsten Variante aus.

Bei der Materialwahl war weniger aus Kostengründen denn aus konzeptionellen Erwägungen (Verwurzelung/Verankerung der Anlage in der Altstadt) die teilweise (Wieder-)Verwendung bereits vorhandener Materialien (kleine Pflastersteine,gegfs. Holz der drei Bäume) wichtiger Bestandteil.

Grundanliegen meines Entwurfes ist es,diesen unwirtlichen Ort zu verwandeln in einen poetischen Rückzugsraum auch und gerade durch die Nutzung der räumlichen Vorgaben:

- Ritus durch Rund- bzw. Durchgang schaffen (durch Ausgang zur Wallstraße)

- die Fläche möglichst optimal nutzen,tote Winkel vermeiden

- klare Durchblicke,Linien,Farben,Proportionen

- Bodenfläche einebnen sowie leicht kontinuierlich an- und absteigen lassen

- Sichtschutz nach Norden und zur Wallstraße (Ausgang)

- die drei Bäume kommen weg,Bepflanzung wird reduziert auf farbige Hotensienbüsche

- Pflaster (weitgehend) weg bzw. wiederverlegen,Boden einebnen

- die (ständige) Lüftung (vom benachbarten Grundstück) miteinbeziehen

- die grosse Häuserwand wird u.a. Projektionsfläche durch den farbigen Schirm

- viele unterschiedliche natürliche Materialien (grössere Steine,Pflastersteine,Kieselsteine,Sand,Rasen,Baumscheiben/Holz),reduzierte Bepflanzung (auch gegen die bestehende Rattenplage).

Gewisse Vorbilder für meinen Entwurf sind die Gedenkstätten für im Meer Verstorbene in Laboe (mit seinem (stark) vertieftem Durchgang) sowie,für den Wasserlauf,der Gedenkbrunnen für Lady Diana Spencer im Kensingtonpark in London.

B. Konzept:

1.) Grundcharakter:

Medidation,Ruhe,Würde,Weihe,Feierlichkeit,Schönheit,Poesie,Kraft,Zuversicht = elegante,ästhetische Gestaltung,lichte Farben und Materialien,hell,leicht,erhebend,verzaubernd,freundlich,zart,zugleich schützend,helfend,positiv,unterstützend,tröstend,friedlich,harmonisch,paradisisch (Himmel/Jenseits).

Dies erreichen durch Reduzierung auf

- Grundaufbau als Rund- bzw. Durchgang

- leichte Bewegungen (v.a. duch Wasserläufe und drehbaren Schirm)

2.) abstrakte/geometrische Grundform: Kreis und Oval

Assotiationen:

Kreis,Kreislauf (auch des Kosmos (Planeten,Sterne));Erde (siehe 6 Farben und Weiß: die 7 Kontinente),kreisend;Ei,Osterei,Fruchtbarkeit;Pilz;Baum,Trauerweide;Blatt/Blätter (Lichtaufnahme,Teil eines Ganzen);Schirm;Baldachin;Blume;Blüte;Vogel/Federn;Schmetterling (Seele);

- abstrakte Formen (Kreise,Ovale)

- naturnahe Materialien: Erde,Wasser,Luft,Holz,Stoff sowie

- Bodengestaltung: Steine,Sand,Rasen,Wasser,Bepflanzung (Hotensien)

- Element Luft sichtbar durch bewegten Schirm (draussen und zugleich geschlossener Schutzraum;Transparenz und Leichtigkeit durch Beweglichkeit und Durchsichtigkeit des Kunststoffes/der Stoffe)

- Reduzierung auf bestimmte Farben und Formen und deren Wiederholung/-kehr

- das Motiv der Spiegelung (v.a. Boden zu (Nord- und Ost-)Wand,Schirm zu Boden sowie zu Leuchtglas an Osthauswand im Weiheort) schafft einen magischen,klaren Zusammenhalt

3.) Ritual:

schaffen durch klaren Aufbau

- zentraler Weiheort (mit Opferstätten mit den vier Elementen Feuer,Erde,Wasser und Luft,mit Farben markiert)

- auch der Ein- und Ausgang ist eine Pforte in eine andere,geweihte Welt,in Gestaltung sich auch auf den zentralen Schirm beziehend

- leicht überwindbare,aber klar wahrnehmbare Grenzen (als Abgrenzung zum weltlichen Alltag) u.a. durch Überschreiten von diesen (siehe Eingangs- und Ausgangspforte,Ein- und Austritt im Weiheort).Betreten der Stätte durch Pforte,erhöhten Boden und veränderte Bodenbeschaffenheit (körperlich erfahrbarer Wechsel)

- die Tür am Ausgang zur Wallstraße läßt sich von innen ohne Schlüssel,von der Wallstraße nur mit Schlüssel öffnen,d,h. der Durchgang beginnt von der Berger Straße aus

- natürliche Bodenbeschaffenheit (der Weg soll zum Barfussgehen einladen)

- längeren,leicht an- und absteigenden Weg

- Kreisläufe,u.a. durch Wasserläufe und Schirm bzw. leichte Bewegung

- Reduzierung auf einfache Handlungen im Weiheort an den vier Opferstätten

- alles sollte flexibel/mobil für unterschiedliche Zeremonien/Religionen sein (persönlich erdachte/individuelle Rituale sind möglich (,u.a. durch Stellflächen für Handlungsgeräte/Weihegeräte;Dinge des Verstorbenen/Symbole für ihn))

- durch (gegfs. drehbare) (Ausgangs-)Pforte und deren kleinen (drehbaren) Schirm

4.) die vier Elemente:

- Luft: Schirm/Bewegung

- Wasser: Wasserläufe

- Erde: verschiedene Bodenbeschaffenheit

- Feuer: Einbezug der natürlichen Lichtverhältnisse und künstliche Beleuchtung

5.) Geländegestaltung:

- Wasserläufe,die übertreten werden müssen

- leichte Höhenunterschiede/Eintritt in eine andere Welt

-Veränderung der Bodenbeschaffenheit/barfusser Durchgang erwünscht als zusätzlicher intensiver sinnlicher Reiz

- Wasserbrunnen (gespeist durch Opferstätte für Wasser direkt daneben) unter dem Leuchtglasobjekt im Weiheort kommt aus weissen grösseren Steinen hervor und versorgt die leicht abfallenden Wasserläufe

6.) praktikabel (bei Opfergaben):

- gegen Wind geschützt (durch Schirm),bei Regen tropft das Wasser vom Schirmrand direkt in den Wasserlauf darunter (Assotiation: die Tränen des Himmels speisen die (ewige) Quelle)

- gegen Aussenstörungen (Sicht- und Lärmschutz)

- Raumgefühl: Schutzraum,Kraftraum und Gemeinsamkeit

- der grosse drehbare Schirm kann auch fixiert werden

- der Wasserbrunnen unter dem Leuchtglasobjekt schafft (neben der künstlichen Lüftung) leichtes meditatives Geräusch,der Brunnen kann aber auch ausgeschaltet werden

7.) Material:

- Nordmauer wird verputzt mit weissen Kieselsteinen

- Wasserläufe aus Steinen gebaut (V: Metallrohre)

- Sicht- und Lärmschutz aus farbigem Kunststoff (V: farbiger,leichter,transparenter (Segel-)Stoff)

- die drei Bäume werden gefällt;ihr Material/Holz für die Holzstangen (für Ein-/Ausgang,für die Baumscheiben im Boden des Weiheortes sowie die Sitzstämme;gegfs. Schirm und Sichtschutz) verwendet

- grosser Schirm aus farbigem,leichten,transparentem Kunststoff (V: farbiger,leichter,transparenter (Segel-)Stoff);dadurch fällt farbiges Licht auf Boden und Wände

- zentrales Wandobjekt auf Osthauswand im Weiheort ist aus Leuchtglas (ein Glas,das durch leichte elektrische Spannung (farbig) leuchtet,es kann ein- und ausgeschaltet werden bzw. reagiert auf Bewegungsmelder am Ein- und gegfs. am Ausgangstor)

8.) Proportionen:

- Eingangstor = Ausgangstor = Höhe der Nordwand (210 cm)

- Rasenfläche = (teilweise) Oval zu Nordwand (in der Länge gleich,aber nicht in der Höhe,da dann zu hoch)

- Grundfläche Weiheort = Bemalung der Nordwand

- Sandfläche = Oval auf Ostwand

9.) weitere Bezüge/Zitate:

- Ovale: Bezug zu den ovalen Fenstern der Berger Kirche

- Kreis: Bezug zur runden roten Lampe in der Berger Kirche

- Materialien: Pflastersteine haben Verbindung zur Altstadt und gegfs. zu den Backsteinen der Berger Kirche

10.) Spiegelung:

das Motiv der Spiegelung von Formen und Farben schafft einen homogenen,eigenständigen,geschlossenen,magischen,künstlichen Raum (mit seinem Kulmanationspunkt im Weiheort) als deutliche ästhetische Abgrenzung zur alltäglichen Welt durch

- Oval des Rasen "spiegelt" sich im Sichtschutz auf Nordseite

- Grundfläche des Weiheortes "spiegelt" sich in der Bemalung auf der Nordwand im Weiheort

- Form des Schirmes "spiegelt" sich auf Osthauswand im Leuchtglasobjekt

- Oval des Sandes "spiegelt" sich auf Osthauswand

11.) Farben:

- Farbsymbolik: 7 Farben stellvertretend für die sieben Kontinente der Erde (die Trauernden an diesem Ort kommen aus allen Erdteilen);dabei steht Weiß etwas hervor (s. Ein- und Ausgangstor;weisse Lampen vor Weiheort,weisses Leuchtglas im Weiheort,die weissen Kieselsteine,die weisse Osthauswand sowie die mobilen Weihegeräte);Weiß ist hier die "Trauerfarbe",oder genauer: steht für den/die Verstorbene/n

- kein Schmuck,keine Ablenkung,keine Dekoration,sondern Ruhe,Entspannung,Leichtigkeit,Helligkeit,Meditation,Transzendenz und auch (räumliche) Orientierung durch wenige Pastelltöne;dabei sind den vier Elementen zugeordnet:

Wasser - Hellgrün

Luft - Hellblau

Feuer - Hellrot

Erde - Orange

- die künstliche Beleuchtung (durch Lampen) und die Bepflanzung (mit Hotensien) nehmen dies auf;zudem Gelb,Hellviolett und Weiß

- das zentrale grosse Leuchtglas auf der Osthauswand im Weiheort nimmt alle Farben sowie Weiß (unten) auf,vor dem die (teilweise weissen) Weiheutensilien (Abstelltisch,Sitzstämme) gestellt werden können;beim Durchgang zum Weiheort soll dieses Leuchtglas quasi den Weg leiten (,daher sollen die weissen Hotensienbüsche rechts und links davor die Durchsicht nicht einschränken)

12.) Bewegung:

- durch Wasserläufe (z.B. im Weiheort im Uhrzeigersinn)

- durch den grossen drehbaren Schirm;Variation der Haltegriffe: durch Vergrösserung dieser bis hin zu kleinen Segelflächen intensivere Drehung durch die ständige (künstliche) Lüftung gegen den Uhrzeigersinn;der Schirm kann arretiert werden und damit die Bewegung angehalten werden

13.) Licht/Beleuchtung:

- um 12 Uhr Lichteinfall von Süden/Ausgang (Projektionsfläche des farbigen Lichtes durch den transparenten Schirm wird die Nordwand),und nach 18 Uhr von Westen (dann ist die grosse Osthauswand Projektionsfläche)

- zudem künstliche Beleuchtung (auch die Orientierung in der Dämmerung,v.a. aber aus ästhetischen und konzeptionellen Gründen) durch Lampen

- künstliche Beleuchtung des Weiheortes v.a. durch das Leuchtglasobjekt an der Osthauswand;Variation: gegfs. zusätzliches Licht durch Beleuchtung im Wasserlauf (mit LED-Leuchten)

C. Grobe Material- und Arbeitskostenkalkulation:

Material:

- Pflastersteine (z.T. alte vorhandene übernehmen),grössere Steine (im Weiheort),kleine weisse Kieselsteine,Sand,Baumscheiben

- Leuchtglas im Weiheort (mit Ein/Ausschaltung bzw. Bewegungsmelder am Ein- und gegfs. am Ausgang)

- 6 farbige Leuchtlampen

- farbige transparente (Segel-)Stoffe und Holzstäbe für Ein- und Ausgang sowie Sichtschutz und Schirmdach

- gegfs. Metallrohre für Wasserläufe (statt Steine)

                                                                                                         30.000 Euro

Arbeitsaufwand:

- Boden einebnen

- leichten Bodenan- und abstieg anlegen

- Wasserläufe

- Boden Weiheort

- Verputzen der Nord- und Ostwand teilweise mit kleinen weissen Kieselsteinen

- grössere Steine verarbeiten in den vier Opferstellen im Weiheort

                                                                                                       10.000 Euro

zusammen:                                                                                       40.000 Euro

Weitere Informationen zum PSZ und zum Wettbewerb "Trauerort" finden Sie hier: Trauerort

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